Auf dieser Seite erscheinen in unregelmäßigen Abständen historische Berichte aus Gittelde oder Umgebung.
Nach einer Erzählung von Otto Dörge, Lehrer in Gittelde
Die Nacht breitet ihren dunklen, Sternenbesäten Himmel über Braunschweig. Es ist eine Spätsommernacht des Jahres 1532.Still und leer sind die Straßen und Gassen der schlafenden Stadt. Nur das bleiche Gesicht des Mondes, das die spitzen Giebel der Fachwerkhäuser magisch beleuchtet, zittert durch die Enge.
Mitternacht schlagen die Glocken von St. Andreas.
Da trabt ein einsamer Reiter von Wolfenbüttel her in die Stadt hinein. Er hält sich immer im Schatten der Häuser. Sein Ross ist abgehetzt, aber er gibt ihm wieder und wieder die Sporen, bis er auf dem Altenwiek ein kleines abseits gelegenes Gebäude erreicht hat. Hier springt er aus dem Sattel, steht noch eine Weile lauschend und spähend da und zieht dann das Pferd durch das offen stehende Hoftor hastig hinter sich her. In diesem Augenblick wird die Hintertür des Hauses geöffnet und ein älterer hagerer Mann eilt auf den Hof hinaus.
"Meister Andreas Simon--"? fragt der Reiter mit heiserer Stimme. " Zu dienen, Euer Gnaden, ich bin der Bildschnitzer Simon". "Ihr erhieltet also richtig meine Botschaft? Gut....bindet mein Pferd an und dann kommt"!
Meister Simon tut, wie ihm geheißen und bald darauf stehen sie in einem erleuchteten Zimmer, dessen Fenster sorgfältig verhängt sind.
"Willkommen, gnädiger Herr Herzog"! sagt der Bildschnitzer ehrerbietig. "Wollt´s Euch nicht ein bisschen bequem machen"?
Die heimliche Geliebte des Herzogs von Braunschweig
Eine von den drei großen und sagenumwobenen Frauen, die auf der Stauffenburg lebten, war Eva von Trott. Sie lebte als Hofdame am Hofe des Herzogs Heinrichs zu Wolfenbüttel und hatte ein Liebesverhältnis mit ihm, das zunächst auch geheim gehalten werden konnte Nachdem sie jedoch in den Jahren 1524 bis 1532 auf der Stauffenburg heimlich drei Kinder das Leben geschenkt hatte, verstärkte sich am Hofe und in der Familie von Trott der Verdacht. Es entstand ein geheimnisvoller Plan, der die Öffentlichkeit und die Herzogin hinter das Licht führen sollten. Mit Zustimmung der Eva von Trott verließ diese den Hof, um angeblich in die Heimat Hessen zurückzukehren. Eine Erkrankung auf der Reise wurde vorgetäuscht und sie erreichte so nur Gandersheim. Hier begann nun ein Schauspiel, in das nur wenige Vertraute des Herzogs mit hoher Belohnung und Androhung von Strafen, wenn sie es verrieten, eingeweiht waren. Es wurde verbreitet, die stark abgeschirmte Eva sei an der Pest verstorben müsse unverzüglich wegen der drohenden Ansteckungsgefahr begraben werden. Der offene Sarg mit dem “Leichnam“ wurde einigen Personen bei schlechten Lichtverhältnissen gezeigt und nach einer Trauerfreier im Barfüsserkloster beerdigt. Im Sarg lag jedoch nur eine lebensgroße Stoffpuppe mit einem geschnitzten Kopf. Verkleidet entschwand Eva heimlich aus Gandersheim zur Stauffenburg.