Auf den Spuren der Thüringer Heerstraße

Rundgang1Uwe Kipp vom Heimat- und Geschichtsverein Gittelde beim historischen Rundgang durch den Flecken auf den Spuren der alten Thüringer Heerstraße

Der Heimat- und Geschichtsverein hatte zu einem historischen Rundgang durch Gittelde eingeladen / 40 Teilnehmer waren dabei
...von Herma Niemann

Über eine große Beteiligung von rund 40 Interessierten konnte sich am Sonnabend der Heimat- und Geschichtsverein (HGV) Gittelde freuen, der erneut zu einem historischen Rundgang durch den Flecken eingeladen hatte. Das Thema des diesjährigen Rundgangs war die „Thüringer Heerstraße“, die zur Zeit von Karl dem Großen im 8. Jahrhundert während der Sachsenkriege entstanden ist. Uwe Kipp vom HGV führte die Gruppe zu wichtigen Punkten im Ort und erklärte die jeweiligen Besonderheiten.
Zu der Zeit sei die Gegend sehr dünn besiedelt gewesen, erläuterte Kipp. Allerdings habe es schon die Orte Wulften, Dorste, Förste und Gittelde gegeben. Die genaue Lokalisierung der Heerstraße sei nicht einfach, weswegen Kipp sich auf die Ergebnisse der Wegeforschung von Dietrich Denecke stützte. Den groben Verlauf dürfe man von Nürnberg kommend, über Wulften, Dorste, Förste und Gittelde vermuten, wobei auch Parallelwege vorhanden gewesen sein sollen.
 
Später im 18. Jahrhundert sei die Heerstraße links der Markau durch die Neustadt verlegt worden. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts sei auch die Zahlung eines Wegezolls üblich gewesen, der zum Schutz der Kaufleute und eventuell auch zum Wegebau verwendet wurde. Auf der Thüringer Heerstraße habe es teilweise auch einen Straßenzwang gegeben, das heißt, bestimmte Kaufleute waren gezwungen, diese Straße zu benutzen. Orte an dieser Fernstraße durften das Marktrecht ausüben.
 
Am Kriegerdenkmal an der St. Johannes Kirche sei im Mittelalter der Ortseingang verlaufen, so Kipp. Ausgrabungen aus den 1950er Jahren hatten Reste eines Kaiserhofs aus der Karolinger Zeit zum Vorschein gebracht. Die Johanneskirche sei die Kapelle des Kaiserhofs (Erzbistum Mainz), im Besitz der Luidolfinger, gewesen. Da der Turm massiv und sehr groß war, könne man darauf schließen, dass dieser als Wehrturm angelegt wurde. Den weiteren Verlauf der Heerstraße von Badenhausen/Hindenburg kommend, vermutet man in Richtung Schlungwasser und Teichhuütte, weiter in Richtung Liesenbrink in Fahrtrichtung Erfurter Straße bis zum Kaiserhof. Dies könne jedoch nur bis etwa 950 so gewesen sein, so Kipp. Im 11. Jahrhundert entstand die Stauffenburg, womit die Festung Gittelde an Bedeutung verlor. Der Kaiserhof wurde im Jahr 1444 von den Göttingern zerstört, die einen gefangenen Göttinger Bürger in Gittelde vermuteten. Auch der Rest Gitteldes wurde hierbei von den Göttingern gebrandschatzt.
 
Angekommen am ehemaligen Alten Brauhaus in der Breiten Straße berichtete Uwe Kipp von der Zeit der Schutzgilde, die Herzogin Elisabeth von Braunschweig im Jahr 1492 ins Leben gerufen hatte, um die Wehrhaftigkeit zu zeigen und erhalten. Einige dieser Regelungen seien noch lange bis in unsere Zeit erhalten geblieben. Das Fest, das die Bürger feiern wollten, habe immer zu Pfingsten stattgefunden, so wie heute noch die Schützenfeste in Schwiegershausen und Förste. Die Herzogin spendete damals einen versilberten Löwen als Kleinod. Unter anderem heißt es in den Gildeartikeln der Herzogin, dass am Tage vor dem Schießen noch einmal die Trommeln in Gittelde geschlagen und die Gildemitglieder vom Trommler durch Ausrufen aufgefordert werden, sich zur Teilnahme am Schießen und Feiern an Ort und Stelle einzufinden. Dem entspricht das sogenannte „Locken“ mit Trommeln und Pfeifen mit dem Stück „Kamerad komm“.
 Leider habe der Spielmannszug diese schöne, alte Tradition nicht mehr in seinem Programm, so Kipp.
Auf Nachfrage einer Teilnehmerin berichtete Kipp, dass es in Gittelde mit den beiden Kirchen auch zwei Kerne des Ortes gegeben habe. Der untere mit der Johanneskirche gehörte zum Erzbistum Mainz und der obere mit der St. Mauritius Kirche zu Magdeburg. „Wegen dieser Aufteilung mit den beiden Ortskernen ist Gittelde wahrscheinlich nie zur Stadt geworden“, so Uwe Kipp.

Rundgang2

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